Ennigerloh – Mancher gibt sich viele Müh‘ mit dem lieben Federvieh; einesteils der Eier wegen, welche diese Vögel legen; zweitens: Weil man dann und wann einen Braten essen kann … So heißt es in Wilhelm Buschs Meisterwerk „Max und Moritz.“
Beim Rasse & Ziergeflügelzuchtverein Ostenfelde e.V. will man vom gebratenen Hähnchen nichts wissen; hier werden die gefiederten Freunde eher gezüchtet. Angefangen hat alles mit dem Gründungstag am 9. Januar 1998.
Ca. 40 Mitglieder hat der Verein heute; die Hälfte davon sind junge Erwachsene. Über Nachwuchssorgen kann sich der Geflügelzuchtverein – so wie manch anderer Verein – also nicht beklagen. Die Jugendgruppe unter Leitung von Melanie Trester ist nicht nur züchterisch sehr erfolgreich, sondern auch bei Vereinsaktivitäten engagiert dabei.
Einer dieser engagierten Nachwuchszüchter ist der 14jährige Kaspar Overesch aus Ennigerloh. Vor fünf Jahren begann er mit vier Hühnern und einem Hahn und ist seitdem mit Leib und Seele dabei. Sieben Tage die Woche kümmert er sich um sein Federvieh, das er auf dem elterlichen Hof in der Bauerschaft Hoest züchtet.
„Ich finde es gut, dass sich so viele Jugendliche für dieses Thema interessieren“, so Korthaus, der selbst seit 30 Jahren Hühner züchtet. „Sie lernen neben Pflichtbewusstsein auch eine Menge Verantwortung und sind viel in der Natur. Manche sammeln Briefmarken, aber die kann man in die Ecke legen, wenn man keine Lust mehr hat.“
Doch um Tiere muss man sich das ganze Jahr kümmern. Ein Züchterjahr beginnt meist im Dezember; übers Jahr verteilt gibt es verschiedene Wettbewerbe, an denen der Ennigerloher Schüler teilnimmt. Im Herbst sind meist die Geflügelschauen mit bis zu 7.000 Tieren; darunter auch Enten und Tauben. „Die Hähne mit Makel kriegen eher den Hühnersuppenorden“, fügt Korthaus lachend hinzu. Preisrichter vom Deutschen Rassegeflügelverband benoten die Tiere dann nach festgelegten Kriterien. „Hähne mit krummen Füßen, kleinen Schwanzfedern oder einem unschönen Kamm haben keine Chance auf einen Gewinn“, so Overesch, der neben der Hühnerzucht auch fleißig im elterlichen Betrieb mithilft. Dass er von seinen Mitschülern wegen seines ungewöhnlichen Hobbys oft nur müde belächelt wird, macht ihm nichts aus.
Neben den Geflügelschauen trifft sich der Rasse & Ziergeflügelzuchtverein Ostenfelde e.V. einmal jährlich mit einer Gruppe aus Masholte zur sogenannten Stallschau, um sich auszutauschen.
Um die ehrenamtliche Vereinsarbeit zu finanzieren, wurde vor ca. 7 Jahren das Hähnewettkrähen ins Leben gerufen, das nun einmal jährlich auf dem Hof Lakenbrink am Pilatusberg in Ostenfelde stattfindet und eher ein humoriges Aushängeschild der Branche ist.
Befreundete Vereine kommen mit ihren Prachtexemplaren zum Krähen. Die gefiederten Tiere sitzen dann für etwa 20 Minuten in ihren Käfigen nebeneinander. Akribisch wird jedes Krähen gezählt und anschließend ausgewertet.
Dieses Jahr fand das Hähnewettkrähen am 1. Mai statt und lockte viele Besucher bei schönstem Frühlingswetter auf den Hof. Startschuss war gegen 10 Uhr. Nach einer Vorrunde zogen die eifrigsten Hähne dann ins Finale ein. In zwei Kategorien (Zwerghähne und große Hähne) wurden die Sieger ermittelt. Bei den Zwergen gewann Yves Trester vor Heike Hansch und Bernd Lakenbrink. Bei den großen Hähnen machte der Gockel von Rudi Uhlich vor den Tieren von Wolfgang van der Linde und Fabian Lakenbrink das Rennen.
In diesem Jahr, so Josef Korthaus, gab es als Premiere sogar einen Sonderpreis fürs Nichtkrähen. Denn: „Hähne sind zwar extreme Frühaufsteher und ab etwa 4 Uhr morgens wach; zum Krähen animieren lassen sie sich jedoch nicht.“
Und wieso kräht der Hahn überhaupt? Korthaus glaubt, dass es eine Art Revierverhalten ist, so wie sich der Löwe unter seiner Herde durch sein lautes Brüllen hervortut und – natürlich – um interessierte Hühner auf sich aufmerksam zu machen.
Daher gibt es auch kein Patentrezept für den Züchter, wie er seinen Hahn aufs Krähen trimmen kann. Große Rassen krähen zwar ziemlich laut, dafür aber wenig. Deshalb halten Korthaus und Overesch auch von Weisheiten wie „Ein guter Hahn kräht auch zweimal“ nicht viel.
Overesch hat nichts dagegen, wenn seine Hähne krähen. Auf dem heimatlichen Bauernhof haben sie viel Platz zum Scharren, und der nächste Nachbar ist weit. Anders sieht es mit der Haltung in einer Siedlung aus. „Da kann es schon mal zu Problemen kommen“, weist Korthaus drauf hin. „Wenn den lärmempfindlichen Nachbarn das Gekrähe stört, muss man eine Lösung finden.“ In diesem Zusammenhang erinnert sich der Westkirchener an einen Aprilscherz vor ein paar Jahren, als er eine Pressemitteilung herausgab, man habe Hähne gezüchtet, die nicht krähen würden. „Unser 1. Vorsitzender, dessen Nummer ich im Artikel angegeben hatte, erhielt ein paar Anrufe. Die Nachfrage war also da!“
Wer neugierig geworden ist, wie so ein Hähnewettkrähen von statten geht, hat sicher im nächsten Jahr die Möglichkeit, auf Hof Lakenbrink dabei zu sein.